Ein Kater redet über Sex
Ansichten eines Katers
Heute spreche ich über ein Thema, das noch keinen Zweibeiner kaltgelassen hat, nämlich über SEX!
Also da gibt es doch Leute, die behaupten, ein kastrierter Kater wäre nur noch ein halber. Bezeichnenderweise sind es gerade die männlichen Zweibeiner, die sich der Kastration ihres Katers mit solidarischem Augenzwinkern widersetzen, weil "sie ihm den Spaß nicht verderben wollen".
Ich will Ihnen einmal vorrechnen, was bei diesem "Spaß" herauskommt: Eine Katze kann bereits im Alter von 6 Monaten trächtig werden. Sie kann im Jahr durchschnittlich 12 Junge zur Welt bringen, die sich ihrerseits auch vermehren. Nach zwei Jahren waren es dann 66 Katzen, nach drei 382, nach sechs 73.041, nach neun 13.958.290 Tiere und nach 10 Jahren über 80 Millionen.
Und wie viele dieser zahllosen Kätzchen finden ein gutes Zuhause? Nur ganz wenige. Aber ein grausames Schicksal wartet auf alle anderen! Sie werden in zweifelhafte Hände verschenkt, ausgesetzt, davongejagt, streunen umher, ernähren sich von Abfällen - und in spätestens einem Jahr haben sie wieder Junge und vermehren sich in einer ins Endlose gehenden Multiplikation. Sie liegen überfahren auf den Straßen, werden von Katzenfeinden gequält, vergiftet oder erschlagen, gehen elend an Seuchen zugrunde und Hunderttausende enden als Versuchstiere qualvoll auf den Tischen der Laboratorien.
Doch auch von einer anderen Seite sollten Sie es betrachten. Sie lieben doch Ihr Tier, nicht wahr? Und Sie möchten, dass es gesund bleibt und ein hohes Alter erreicht? Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie gefährlich ein unkastrierter Kater lebt? Alle Gefahren, die den herrenlosen Katzen drohen, warten auch auf ihn, wenn er Nacht für Nacht kilometerweit zu den Damen seines Herzens streift und Ihnen - für Menschenohren mißtönende - Ständchen bringt. Er kann überfahren, vergiftet, erschlagen und weggefangen werden, kann sich in Rivalenkämpfen schwer verletzen und sich mit Seuchen infizieren, und einmal kommt dann unausweichlich der Tag, an dem er von seinem Bummel nicht oder sterbend zurückkehrt. Das Gleiche gilt für die weibliche Katze, die 2 - 3 mal im Jahr rollig wird.
Das Durchschnittsalter eines nicht kastrierten Katers beträgt knapp 2 Jahre; ein kastrierter dagegen lebt 15 - 20 Jahre, hat ein ausgeglichenes, freundliches Wesen, dehnt seine Streif- und Jagdzüge kaum weiter aus als bis Nachbars Garten.
Der Eingriff selbst ist völlig harmlos und schmerzfrei. Wir bekommen eine Narkose. Bei uns Herren werden die Keimdrüsen entfernt und bei den Damen die Eierstöcke. Übrigens: Meine kleine Nachbarin ist gerade frisch operiert worden. Einen zwei Zentimeter langen Schnitt hat sie ins Bäuchlein bekommen. Jetzt flitzt sie wieder die Bäume hinauf und hinunter, spielt mit den Kindern und ist temperamentvoll und charmant wie zuvor. Diese Operationen führt heute jeder Kleintierarzt in seiner Praxis durch.
Ein Hundebesitzer zahlt Jahr für Jahr Steuern. Ihre Katze sollte Ihnen eine einmalige Ausgabe wert sein. Wie meinen Sie? Kastration ist ein Eingriff in die Natur? Da haben Sie recht, aber es ist ein Eingriff, der notwendig ist, ja, zu dem jeder echte Tierfreund geradezu verpflichtet ist, denn das Elend der Katzen liegt in ihrer großen Fruchtbarkeit. Machen Sie sich nicht mitschuldig daran, indem Sie durch Ihren unkastrierten Kater und ihre unkastrierte Katze dieses Elend vergrößern.
Zum Schluß noch der größte Gag der Katzologie: Manche Zweibeiner behaupten, kastrierte Kater fangen keine Mäuse. Also, wenn ich das höre, sträuben sich meine Schnurrhaare. Die Zahl der von mir in meinem Leben zur Strecke gebrachten Mäuse ist Legion. Jedenfalls: ich bin seit frühester Jugend kastriert und habe diesen Schritt nie bereut.